(S+) Ukraine: Wie Olena Lugowa den Krieg verschlief

Sie ist 93, überlebte die Nazis und die Sowjetunion. Noch eine Besatzung würde Olena Lugowa nicht ertragen, fürchtete ihre Familie – also verschwieg sie ihr die russische Invasion. Wie verheimlicht man einen Krieg?

           

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Lisa Erlingheuser Auch ich bin zutiefst über den Ukraine-Krieg und die Folgen, vor allem für die Zivilbevölkerung, erschüttert. Aber im Gegensatz zu den jetzt haßerfüllten Beschimpfungen Putins als bedenkenloser und machtbesessener Diktator sehe ich die Entwicklung zum Krieg etwas anders. Der Krieg hätte verhindert werden können, wenn der Inhalt des Minsk-2-Abkommens umgesetzt worden wäre, wofür Deutschland, Frankreich als Sorge zu tragen hatten. Das geschah nicht. Warum? Es gab Kräfte, die das nicht wollten und der ukrainischen Führung offenbar suggerierten, sie hätte die Kraft, gegen Rußland militärisch zu bestehen. Die russische Seite hatte immer wieder deutlich gemacht, daß es für sie "rote Linien" gibt, deren Überschreiten zur Eskalation führen würde.
Jetzt ist Krieg in der Ukraine. Wem nützt das, wer verdient an dieser Situation am meisten? Es gibt nur eine Macht, der die militärische und ökonomische Eskalation die größten Vorteile bringt. Schon 1989 beschloß sie, nicht noch einmal eine zweite Großmacht neben sich zuzulassen.
Es ist daran zu erinnern, daß drei US-Präsidenten in 23 Jahren neun Länder überfielen, wobei mindestens fünf Millionen Zivilisten getötet wurden. Ich kenne niemanden, der sie deswegen mit Hitler verglich, geschweige denn die USA mit Sanktionen belegte. Alle diese Kriege wurden ohne UN-Mandat und noch dazu mit erlogenen Begründungen begonnen und geführt. Einige wie z.B. im Irak sind heute noch nicht beendet.
Deutschland will jetzt unbedingt noch mehr für die Rüstung ausgeben. Zu fragen wäre, ab welcher Höhe der Überlegenheit man meint, sicherer zu sein. Es liegt doch auf der Hand, daß auch der politische Gegner zwangsläufig nicht anders kann, als weiter zu rüsten. Er kann das scheinbar aber wesentlich effektiver und hat die wesentlich besseren materiellen Ressourcen.
Es ist dringend geraten, die Einkreisungspolitik der NATO zu beenden.
Im 21. Jahrhundert kann es nur eine Losung geben: "Schwerter zu Pflugscharen", sonst droht uns der gemeinsame Untergang!


Uwe Steinberg Sorry, aber wer nach einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf ein souveränes Land, nicht denjenigen verurteilt, der diesen Krieg ganz allein befohlen hat, der tut das meines Erachtens entweder aus politischer Verblendung oder gegen Geld. Wenn die erste Bombe die Zivilbevölkerung trifft, ist es einfach vorbei mit Relativierungen oder der Frage, ob es eine Mitschuld von irgend jemandem gibt oder ob Katharina die Große beim Nasepopeln den Grundstein legte für die heutigen Probleme. Dann bleibt nur noch ein Aggressor. Einer der Schuld ist.
Das sehen übrigens 141 Staaten dieser Erde genau so, deshalb haben sie den Angriffskrieg von Putin auf die Ukraine verurteilt.


Lisa Erlingheuser Bei den Präsidentschaftswahlen in Rußland 1991 haben alle NATO - Länder Boris Jelzin direkt unterstützt und sich in die Wahlen eingemischt, um den Kandidaten der KPRF, Gennadi Sjuganow, zu verhindern, was auch gelang. Der nächste Schritt war dann 1999 der NATO - Angriff gegen Jugoslawien, in dessen Folge das Land buchstäblich zerlegt wurde.
2001 hat Wladimir Putin im Bundestag eine auf Frieden und Zusammenarbeit mit Deutschland und der gesamten NATO orientierte Rede gehalten und Vorschläge für eine gesamteuropäische Friedensordnung unterbreitet. Sein Anliegen haben alle im Bundestag anwesenden Abgeordneten über Parteigrenzen hinaus begrüßt, aber ernstgenommen hat man ihn nicht. Das Forum der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 nutzte Putin dann, die Politik der USA und NATO gegenüber Rußland scharf zu kritisieren. Man hat ihm mit Erstaunen zugehört, aber ernstgenommen wurde er wieder nicht. Wo und wann immer es eine Chance gab, wurde sie von den Westmächten genutzt, um Rußland zu desavouieren und zu demütigen.
In der Geschichte der Diplomatie ist es einmalig, daß Botschafter in einem Gastland gegen die Regierung dieses Gastlandes demonstrieren. Dies haben westliche Botschafter in der Ukraine gemacht, als sie in vorderster Reihe mit ukrainischen Faschisten gegen die Regierung von Wiktor Janukowytsch 2014 marschierten, was dann das Präludium und die Ouvertüre zum Putsch auf dem Maidan war.
Nach dem NATO - Krieg gegen Jugoslawien wurde der indische Ministerpräsident Atal Behari Vajpayee von einem Spiegel-Reporter gefragt, warum sein Land Atombomben gebaut habe. "Glauben Sie, wenn Jugoslawien die Atombombe hätte, wäre das Land von der NATO angegriffen worden?" antwortete der indische Politiker. Ich bin davon überzeugt, wenn die Russische Föderation nicht im Besitz von Atomwaffen wäre, hätte die NATO sie schon längst in Dutzende Teile zerlegt, so wie sie es mit Jugoslawien gemacht haben. Der Tschetschenien-Konflikt im Oktober 1999 war der Beginn einer Zerlegungsstrategie des Westens gegen die Russische Föderation.
Da Rußland von der NATO umzingelt ist, hat sich die russische Regierung mit einem Schreiben an die US-Adminstration gewandt und um Sicherheitsgarantien gebeten. Diese Bitte wurde in Washington ohne Begründung abgelehnt. Wenn die USA keine bösen Absichten haben, warum verweigerten sie eine solche Garantie? Also muß es doch ein begründetes Mißtrauen Rußlands gegenüber den USA und der NATO geben. Als die NATO-Mitgliedschaft der Moldau, Georgiens und der Ukraine aktuell wurde, war endgültig die "rote Linie" für Rußland überschritten.
Wer all diese Vorgänge nicht berücksichtigt, kann er auch den Krieg nicht verstehen.




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