Cancel Culture: »Am Ende erwischt es selbst dich« – »Die Gruselshow funktioniert bei mir nicht« (S+)

Ein Thema, zwei sehr konträre Meinungen. Hier tauschen zwei SPIEGEL-Redakteure ihre Argumente aus, warum sie so unterschiedlich auf die Grenzen der Meinungsfreiheit blicken.

           

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Alex Re die Clubs in der Schweiz haben deswegen aber auch ihr Fett wegbekommen und einer ist zurückgerudert mit seinen Aussagen und die Musiker haben mehr positive Publicity erhalten als die ganze Zeit zuvor. Das Verhalten der Clubs war absolut nicht gerechtfertigt und die Gegenbewegung hat das deutlich gemacht.
Und J. K. Rowling hat zwar nen Shitstorm abbekommen und wird der TERF-Bewegung zugeordnet (und viele ihrer Aussagen und Texte zu diesem Thema sind trans-exclusionary, weswegen das nicht ganz falsch ist). ABER: Gecancelt ist sie mit Sicherheit nicht. Das Franchise Harry Potter wächst, mehr Filme sind in Planung, ihre Romane haben weiterhin super solide Verkaufszahlen. So einfach ist es dann doch nicht (Gottseidank!) jemanden zu canceln, wie das gerne behauptet wird.


Alex Re So einfach ist es eben nicht. Die Äußerungen von J. K. Rowlings werden von den Betroffenen als verletzend und diskriminierend empfunden. Bei der Frage der kulturellen Aneignung halte ich die Diskussion um Dreads auch für völlig übertrieben und nicht nachvollziehbar. Hier verstehe ich auch die Veranstalter nicht. Eine Etikettierung als "Rechtspopulist" findet statt, weil gerade die Rechspopulisten den Kampfbegriff Cancel Culture verwenden, um Menschen, die sich um mehr Sensibilität bei der Verwendung von Sprache einsetzten, zu diskreditieren. Sprache verändert sich ständig. Und wer vorgibt, er könne seine mit Alltagsrassismen durchsetzte Sprache nicht ändern, ist meistens nicht lediglich konservativ sondern Rechtspopulist. Das Stichwort gab Alice Weidel mit ihrem Statement: "die politische Korrektheit gehört auf den Müllhaufen der Geschichte". Damit hat sie leider die Grundlage dafür geschaffen, dass alle, die von Cancel Culture reden, rechtspopulistisch verortet werden.


Martina Khamphasith Keine Angst, tue ich nicht. Ich liebe die deutsche Sprache für ihre Präzision und ihre Möglichkeiten. Das Maskulinum deckt ja sogar wirklich jeden ab, selbst die besonderen Blümchen die ihr Geschlecht alle zwei Tage neu enddecken. Ich finde es eher nur schrecklich bei dem aktuellen Sprachgebrauch und den Millionen an Menschen mit Sprachbarriere, das ein kleiner, laut schreiender Anteil nun noch zusätzlich für Verunsicherung sorgt mit einer absurden Sprachform, die nicht sprechbar und ebenso wenig überhaupt in Gänze umsetzbar ist. Versuchen Sie einmal Hebamme oder Gäste zu gendern Ich frage mich aktuell eigentlich mehr wie krude und verschroben man denken muss um auf so einen Schwachsinn zu kommen?!?




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