Bildung: Mehrheit der Jugendlichen glaubt nicht an Chancengerechtigkeit

Ungerecht, stressig, schlecht digitalisiert: Die Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland sieht im Schulsystem etliche Schwächen.

           

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Cla Udia, bin auch von der Hauptschule in die gymnasiale Oberstufe gewechselt. Das war für mich nicht das Problem, sondern vielmehr die mangelnde Unterstützung meiner Eltern danach, die zunächst nicht wollten, daß ich Abitur mache. Entsprechend wurde ich zunächst in eine Ausbildung gedrängt, die mir überhaupt nicht lag und für die ich auch kein Abitur gebraucht hätte, bin schließlich noch über den Tisch gezogen worden, weil ich die Ausbildung mit Abi innerhalb von zwei Jahren hätte abschließen können. Auch später während des Studiums keine moralische Unterstützung, zB Kontakte über Kollegen zur Presse wurden mir verweigert. Habe inzwischen beruflich die Kurve gekriegt, mache etwas komplett anderes. Dennoch bin ich der Meinung, es wäre mehr drin gewesen. Früher vertrat ich die Theorie, jeder kann alles schaffen. Mittlerweile bin ich der Meinung, insbesondere eher ruhige Menschen, sind stark von dem Beistand des persönlichen Umfeldes abhängig.


Chancengleichheit? Hhmm.... Steht schon im Bildungsplan ist aber leider völlige Utopie!
Kinder aus Haushalten mit mittlerem, oder sogar hohem Bildungsniveau werden entsprechend gefördert und das von Anfang an. Diese Eltern können sich zusätzliche Förderung leisten. Die einen einen mehr noch als die anderen.
Kinder aus bildungsfernen Haushalten haben diese Möglichkeiten erst gar nicht. Zusätzlich erfahren sie zu Hause auch wenig bis gar keine Unterstützung - wie auch.
Wie soll es so Chancengleichheit geben?
Das macht sich hübsch auf dem Papier, aber das war es dann auch.
Und gerade in Deutschland hängt eine gute Bildung immer noch am Portemonnaie der Eltern. Ein Armutszeugnis und trotzdem wahr.


Chancengleichheit wird es nie geben - dazu sind Menschen und ihre Umgebung zu verschieden. Wie sollte man ausgleichen, dass der eine ein Elternhaus hat, in welchem er notfalls ein bisschen Nachhilfe bekommen kann, der andere aber nicht. Das fängt schon damit an, dass eventuell beide Elternteile berufstätig sind und zur "Hausaufgaben-Zeit" niemand zu Hause ist. Man könnte aber gewisse Ungleichheiten minimieren, indem man für besseren Nahverkehr sorgt, Lernmittel frei ausgibt (warum muss mit Schulbüchern Geld verdient werden?) und den Unterrichtsstoff strafft - wer künstlerisch begabt ist, kann ja den Kunstunterricht besuchen, wer sportlich ist, soll Sport machen, für Desinteressierte ist es bloß Quälerei. Kein Mensch braucht 3 Fremdsprachen gleichzeitig zu lernen, während Programmierung hintenrunterfällt. Unser Schulsystem hat irgendwann verpasst, zu erkennen, was essenziell ist und was vernachlässigt werden könnte, weil es nur wenige je im Alltag benötigen werden.


Franx Violet die Chancen sind nur für die gleich, die in die gleichen Schubladen passen. Wenn irgendwas nicht rund läuft sei es zu Hause oder durch Krankheit rutschen viele schon durchs System. Chancengleichheit würde für mein Kind bedeuten das sie trotz massiven Fehltagen das Mindestmaß am Unterrichtsstoff zum lernen zur Verfügung hat. Das wäre ihr recht auch gemäß Behindertenrechtskonvention. In der Praxis kann ich dir sagen, dass dies zu 95% nicht funktioniert. Die Voraussetzungen sind definitiv für viele nicht gleich. Es gibt sogar Schulen kurz vorm Realschulabschluss und die haben seit 2 Jahren aufgrund Lehrermangel kein Physik. Auch hier sind es nicht die gleichen Chancen. Wer von Gleichheit spricht ist entweder naiv oder blind.


Patricia Möllerman kann geben nur was man hat. Die bildungsfreie Eltern sind das Vorbild für die Kinder, da kann die Schule wirklich wenig machen. Die Bildungsförderung habe ich vor der Geburt angefangen. Anreize gegeben. Altersgerechte Würfel und LÜK Spiele gespielt, sehr viel Raum für Selbständigkeit gelassen, frühe Musikförderung, Sport. Ich kenne viele Kinder die nie auf dem Spielplatz gewesen sind, mit denen die Eltern nie gespielt haben, es wurde nie vorgelesen, nie gesungen. Die Schule ist machtlos, der Apfel fällt nicht weit vom Baum. Ich hatte Glück mit meiner Mutter, sie mit ihren Eltern, seit Generationen ist Wert auf Bildung gelegt. Für die Eltern von Armen Familien steht das Angebot kostenlos und wird nicht wahrgenommen. Mitgliedschaft einer Bibliothek ist für Kinder kostenlos. Sie bekommen Vergünstigungen überall mit der Karte von Jobcenter. Es liegt nicht am Geld. Die Eltern legen kein Wert auf Bildung.


Anja Hoppe mir fällt da gerade meine eigene Schwester ein. Wir sind aus einer eher ärmeren Familie. Eltern beide nur einen mittleren Schulabschluss. Meine Geschwister und ich haben aber viel Unterstützung ( leider auch viel Druck) bekommen und alle Abitur und Studium. Meine Schwester ist alleinerziehend und Lehrerin geworden, ihre Tochter ist inzwischen Topmanagerin in einem Konzern und hochgebildet. Es geht also auch ohne Geld, dafür ist davon jetzt genug da, aber es wurde erlernt. Jeder spricht mindestens vier Sprachen, spielt ein Instrument und engagiert sich ehrenamtlich. Ich selbst halte Vorträge und bin oft auf Reisen damit, dennoch nutze ich meine Zeit um den Kids in der Schule zu helfen.


Es gibt eben immer noch verschiedene Vorurteile. Z.b., wenn man wie ich alleinerziehend ist, bedeutet das für viele "sozial schwach" und gering gebildet. Warum?
Sicher hat man als Alleinverdiener weniger Geld zur Verfügung... trotzdem ermögliche ich meiner Tochter alles, was nötig ist. Es sind eben nicht nur finanzielle Aspekte, sondern der eigene Wille und die Möglichkeiten, die zählen und den Unterschied machen können.
Ich komme auch aus einer Arbeiterfamilie, hab als erste Abitur und eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Arbeite jetzt seit 20 Jahren.
Meine Tochter macht gerade ein verkürztes Abitur, dann will sie studieren. Der nächste Schritt also.
Bleibt dran, es lohnt sich... zumindest für die Kinder.




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