(S+) Grundschule in Ludwigshafen: 40 Kinder schaffen wohl die erste Klasse nicht

»Viele Kinder wissen noch nicht mal, was ein Mäppchen ist«: An der Schule von Barbara Mächtle ist die Zahl der Erstklässler mit großen Schwierigkeiten stark gestiegen. Hier erklärt die Rektorin die Hintergründe.

           

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Carsten Hartmann ich bin an einer Schule mit Standorttyp 5 tätig. Tun Sie doch bitte nicht so, als sei meine Meinung dazu weltfremd. Ich sehe es nur nicht so schwarz wie Sie. Wir arbeiten mit dem, was da ist. Und Sie sehen es einfach unglaublich monokausal, Abwertung von anderen hilft Ihnen Gründe zu suchen.

Und ich streiche Ihre Fehler nicht an, kriege es hier ja nicht bezahlt. Aber wenn Ihnen Sprache und die Entwicklung der Kinder so wichtig ist, ist man immer ein sprachliches Vorbild. Aber ich glaube es geht ihnen eher darum, dass Migration Ihr Gefühl von Sicherheit bedroht. Das wäre ja auch ok, aber dann nicht mit Pseudofakten untermalen


Mareen Schüttau-Schweinsteiger Ich war damals (Ende der 1980er Jahre) in einem Kindergarten, bei dem im letzten Kindergartenjahr Vorschulunterricht gemacht wurde.
Das sah wie folgt aus: sechs Kinder wurden für 45 Minuten aus der große Gruppe raus genommen und kamen in eine kleinen Extra Raum mit Tischen und Stühlen.
Dort haben wir z.B. die Uhrzeit gelernt, oder was wo wächst (Äpfel am Baum, Kartoffeln in der Erde etc.). Zudem "mussten" wir die ganzen 45 Minuten an dem Platz sitzen bleiben, zu Beginn nicht ganz einfach, aber mit der Zeit immer besser.
Wir würden auf die Schule vorbereitet. Kann ich längere Zeit am Platz sitzen (wie soll man in der Grundschule vernünftig lernen, wenn alle drei Minuten ein Kind von 25 Kindern aufsteht?), etc.
Kinder können, auch wenn sie lernen, immer noch Kinder sein, denn Kinder sind neugierig und wollen Wissen anhäufen.
Vieles verbocken nun Mal wirklich die Eltern, wenn man z.B. daran denkt, dass Kinder mit 3 oder 4 in die Kita kommen und die Windel-Pakete mitgeschleppt werden, weil das Kind noch nicht trocken ist.


Alessa Held Ja klar, jetzt ist wieder die "Gesellschaft", in diesem Fall die Schule, verantwortlich?
Mir geht es bei der Formulierung darum, das hier keine theoretische Haarspalterei stattfindet und man sich an der Realität orientiert, statt den Elefanten im Raum einfach zu ignorieren. Wie du dabei zu meinem Schreibstil stehst, ist mir daher ziemlich wurscht. Ich bin fertig mit der Schule, habe diese erfolgreich abgeschlossen und bin in der Lage mit dem erlernten mich und meine Familie angemessen zu versorgen. Es wäre schön wenn aktuelle Generationen auch eine Chance dazu bekommen würden und sich nicht aufgrund ideologischer Zwänge ausschließlich am Schwächsten orientieren müssten. Unser Bildungssystem ist so schon traurig genug.


Alessa Held das stimmt zwar aber wahrscheinlich ist die Sprache hier nicht das einzige Problem, sondern auch, dass diese Eltern allgemein ungebildet sind und ihre Kinder dementsprechend nicht richtig fördern können. Ich lebe selber als Deutsche in Frankreich und spreche ausschließlich Deutsch mit meinen Kindern, mein Mann (ebenfalls kein Franzose) spricht mit ihnen seine Muttersprache und was soll ich sagen, bei der Großen, die schon zur Schule geht ist im Moment Französisch ihr bestes Schulfach Allerdings versuchen wir auch, unsere Kinder entsprechend zu fördern und Kontakte mit anderen Familien herzustellen, wir beide beherrschen auch Französisch, auch wenn es nicht unsere Muttersprache ist und stehen daher was die Schule betrifft nicht vollständig wie der Ochs vorm Berge. Bei den Familien, wo die Vorraussetzungen nicht entsprechend sind sollte man sich vielleicht überlegen, wie man die Kinder entsprechend von außen unterstützen kann. Kindergartenpflicht wäre da schon Mal ein guter Anfang...


Mareen Schüttau-Schweinsteiger. Dass "Mäppchen" vermutlich der Diminutiv von "Mappe" ist, war mir klar. Und Mappen kenne ich in vielerlei Form. "Mäppchen" war mir nicht geläufig. Inzwischen habe ich gegoogelt und herausgefunden, dass es sich um eine vor allem in Süddeutschland gebräuchliche Bezeichnung für die kleinen, länglichen Taschen, in denen man Stifte aufbewahrt, ist. Was mir nicht klar ist, ist, warum ausgerechnet die Kenntnis dieses Worts als essentielle Zugangsvoraussetzung für den Schulbesuch betrachtet wird.

Die meisten Kinder werden die Bedeutung dieses Worts sicherlich am ersten Tag lernen, wenn der/die Lehrer:in eines hochhält und sagt, dass das ein "Mäppchen" ist und da die Stifte reingehören. Problem gelöst. Ich denke, dass viele dieser Kinder mit weitaus größeren Problemen in die Schule gehen … die vielleicht auch einer Schulleiterin als größer, wichtiger und benennenswerter bewußt sein sollten.




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