Labour: Diane Abbott wegen Rassismusvergleich aus Fraktion ausgeschlossen

Erleiden nur Schwarze Rassismus oder auch Juden, Rothaarige, Sinti und Roma? Mit einem Leserbrief zu dieser Frage hat die Labour-Abgeordnete Diane Abbott für Streit gesorgt.

           

https://www.facebook.com/derspiegel/posts/10161427699084869

Ich denke nicht, dass es — auf beiden Seiten — eine wirklich sinnvolle Sache ist, sich über die Definition von "Rassismus" und "Antisemitismus" bis auf's Blut (oder in diesem Fall bis zu "Suspendierungen", Parteiausschlüssen o.ä.) zu bekämpfen. Ich finde es im Gegenteil tragisch, das zu tun, insbesondere, wenn es darauf hinausläuft, in einen "Wettbewerb" darüber einzusteigen, welche Gruppe von Opfern denn am schlimmsten diskriminiert wird/wurde.

Wissenschaftlich gesehen sind Rassismus und Antisemitismus unterschiedlich definierte Begriffe. Und zugleich überschneiden sich die Formen der Diskriminierung, die daraus von den Tätern abgeleitet werden, in weiten Bereichen. Ich selbst bin der Ansicht, das Beides Ausprägungen von "Anderen-Hass" sind, irrationaler, pauschaler Ablehnung, Abwertung, Diskriminierung und ggf. Gewaltausübung gegenüber Menschen, die sich allein aus deren Zuordnung in eine bestimmte Gruppe ergibt — der sie auch nicht entkommen können, weil die Täter diese Zuordnung aufgrund von Merkmalen vornehmen, die keiner dieser Menschen "ablegen" könnte.

Und nein, dass heißt nicht, dass jede Form dieser "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit", wie es manchmal auch genannt wird, "gleich schlimm" wäre. Aber trotzdem wäre es für alle eine echte Win-Win-Entscheidung, wenn sich die Opfer solidarisieren könnten und nicht gegeneinander kämpfen würden. Das hilft nur den Tätern.


Abbott hat doch Recht, für die rassistische Diskriminierung von Juden gibt es die Extra-Kategorie "Antisemitismus". Und "Antisemitismus" als terminus technicus nach der Definition, welcher die Bundesrepublik folgt, aber auch zB Israel und Großbritannien folgen, ist viel umfassender, als der gängige Begriff "Rassismus".

Wenn es in der Bundesrepublik um Rassismus geht ist es Pflicht, von "Rassismus und Antisemitismus" zu sprechen.

Das ist in UK meines Wissens ähnlich, siehe Shapps.

In Deutschland: Schwarze und nach allgemeiner Lesart irgendwie "muslimisch" oder südosteuropäisch aussehende Menschen sind aber Andersbehandlung und Andersbedenkung, also rassistischer "Begegnung" viel mehr ausgesetzt als andere Opfergruppen, da die immer so aussehen, wie sie aussehen.


Marcus Timpe Ich verstehe Ihre Argumentation, aber so "einfach", ist es nicht.

Die bittere, eigentlich widerliche Frage ist: Was ist eigenlich das Entscheidende, wenn es um ein "Ranking" von Rassismus geht?

Intensität der Verfolgung, Dauer der Verfolgung, Anzahl der Toten etc.?

Nochmal: Es ist furchtbar, solche "Qualitäten" aufzustellen, aber es geschieht ja.

Ich erinnere mich an einen Streit im Fernsehen vor 20 Jahren oder so zwischen Michel Friedmann, Jude, und einem in Deutschland lebenden Ghanaer, der nach einem rassistischen Angriff im Rollstuhl endete und öffentlich Selbstmord aus Frustration ankündigte.

Bei Stern TV oder so stritten sie, der Ghanaer sprach vom Holocaust an Afrikanern seit dem transtatlantischen industriellen Menschenhandel und -raub.

Friedman bestand auf die Besonderheit des Holocausts, er sei einzigartig, der Ghanaer sagte: Es starben mehr Afrikaner, der Raub sei auch industriell gewesen, er dauerte Jahrhunderte an.

Wie will man - als Weißer, Europäer, Christ - einem Afrikaner oder Schwarzen hineinreden, wie er den Rassismus, den er individuell oder strukturell erfährt, einzuorden hat?

Der Täter als Richter? Nein.


Felix Shayaan :1)Wie kommen Sie oder andere darauf, das Juden nur während der Nazi Zeit und nur in Deutschland, Diskriminierung erfahren haben? Der Holocaust war einzigartig. Aber nicht die Diskriminierung die Juden seit 1600 Jahren in Europa erleben mussten. Beschäftigen Sie sich mal mit der jüdischen Geschichte in Europa. Sie fängt nicht erst 1933 an. 2)Auch heute erfahren Juden, nur aufgrund von traditioneller religiöser Kleidung, massive Anfeindung. Hier in Deutschland. Setzen Sie sich mal eine Kippa oder ein Schtreimel auf, und spazieren quer durch Berlin (mal so viel zum aussehen).3)Das aufrechnen welche Diskriminierung schlimmer ist, hat in dieser Situation Frau Abbott begonnen. 4)Ihr letzter Absatz ist Rassismus pur. Ich bin aufgrund meiner Abstammung NICHT für die Taten der vorherigen Generation oder dritter Personen, verantwortlich. Und kann selbstverständlich bei diesen Thema mitreden. Wenn Sie anderer Meinung sind, sind Sie der Rassist.


Thomas O'Malley (Meine Antwort auf dich hier, da du deinen Kommentar wohl gelöscht hast):
Differenzierung im Denken wäre dringend nötig, Respekt vor dem anderen, und zwar für alle innerhalb des demokratischen Spektrums. Leider leben wir mittlerweile in einer unglaublich anstrengenden Dauerempörung, geschickt angeheizt von den Braunen. Dazu gefühlte Fakten und die Unfähigkeit, sachlich und korrekt zu argumentieren. Und dann noch FB
Und trotzdem, bei aller Anstrengung, es ist ungeheuer wichtig, dass sich bestimmte Gruppen endlich zu Wort melden und sich wehren. Wir alle können nicht mehr so weitermachen, wenn wir uns nicht gegenseitig kaputtmachen wollen, mit der Umwelt sind wir ja schon gut dabei.




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