(S+) Wochenkrippen in der DDR: Wenn Eltern zu Fremden werden – »Wir waren ausgeliefert«

Sigrid Kluska war gerade sechs Wochen alt, als ihre Eltern sie zu DDR-Zeiten in die Krippe gaben – jede Woche von Montag bis Freitag.

           

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Eileen Geißler ja, sicher gab es in der damaligen Zeit Umstände, die dazu gezwungen haben, wie z.B. bei Alleinerziehenden. Aber bei der hohen Anzahl der Wochenkrippen frage ich mich, ob es nicht auch oft von Eltern wahrgenommen wurde, die letztendlich nicht diesen Zwang dazu hatten, sondern sich auch freiwillig dazu entschieden haben. Es steht mir auch nicht zu, das zu beurteilen, aber es ist für mich einfach nur unverständlich. Ich bin selber Mutter und für mich kann ich nur sagen, dass kein (vorausgesetzt frei wählbarer) Job, kein Studium, keine Karriereaussicht mich dazu bewogen hätten, meine Kinder deshalb in eine Wocheneinrichtung zu geben.


Wolfgang Karolinsky ich war auch in der Krippe im Osten,es fehlt natürlich die Erinnerung. Aus Erzählungen von meiner Mutter weiß ich nur das wir alle Recht früh ohne Windel waren,weil man uns in Reih und Glied aufs Töpfchen gesetzt hat bis was kam . Einerseits kann ich diese Vorgehensweise verstehen,weil es ja nur Stoffwindeln gab,andererseits,mit aller Gewalt ein 1 jähriges Kind unter solchen Maßnahmen sauber bekommen,ist schon krass. An die Kindergartenzeit kann ich mich noch erinnern. Furchtbar für mich persönlich. Stress jeden morgen. Um 6 Uhr aufstehen und ab in Kindi bis um 17 Uhr. Die Erziehung lag natürlich beim Staat,und nicht bei den Eltern. Aber das war natürlich beabsichtigt uns auf Linie zu bringen. Wenn ich heute schaue,auch hier im Westen bringt man die Kinder mittlerweile mit 6Monaten in die Gruppe,ich finde es nicht gut.


”Wochenkrippe” und ”Krippe” sind nicht dasselbe.
Ich glaube, dass es genau deshalb furchtbar viele Missverständnisse gibt.
Bis zum Alter von 16 Jahren wusste ich (auf dem Dorfe…) nicht mal was von Wochenkrippen. Eine Krippe kannte ich aber sehr wohl. Eine ”KiTa” eben.
Eine Wochenkrippe lernte ich kennen, weil ich dort ein Praktikum machte ca. 1986. Es gab meines Wissens nach gar nicht so viele davon.
Krippen hingegen gab es sehr viele. Fast immer in Kombination mit einem Kindergarten - eine ”KiTa” eben. Nicht anders als heutzutage.
Der Unterschied lag aber durchaus im Anspruch an die Qualität der Bildung. Der war viel höher…


Paul Waldhorst
Im Westen gab es dafür die Familien und die Mütter bekamen Kinder,die sie in der Geborgenheit der Familie die ersten 3 wichtigsten Lebensjahre betreuten und begleiteten,wenn es möglich war,bis die Kinder dann mit 3 Jahren vormittags auch ein paar Stunden in den Kindergarten gingen.
Und noch was Herr Waldhorst,im Westen war man bis 1974 erst mit 21 Jahren volljährig,Heiraten davor waren Ausnahmen und genehmigungspflichtig.Mit 21 hatte man in den meisten Fällen bereits eine Ausbildung und ein paar Jahre Berufsleben hinter sich,wenn es an die Familienplanung ging.In der DDR hat man die Volljährigkeit bereits 1950 auf 18 Jahre gesenkt,weil man die Frauen und auch die Kinder brauchte,aber nicht unbedingt die Frauen für die Kinder,die wurden schon von klein auf systemkonform staatlich auf Linie gebracht.


Janine Mras die Inhalte, die Sie beschreiben, sind Tatsachen.
Haben jedoch mit der Qualität der Bildung, wie ich es gerade meine, und was ich ausdrücken wollte, nichts zu tun. Sprechen wir von Inhalten, die benutzt wurden, um Staatstreue zu lehren, haben Sie vollkommen Recht.
Was Sie beschreiben, ist Inhalt des Kindergartens (jüngste Gruppe), nicht der Krippe.
Wer konnte, als Erzieherin, hat aus der roten Fahne einen roten Baustein gemacht. Die erste Malarbeit war jedoch der Ball. ”Rund” kommt vor ”eckig”…
Die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Eine Gruppe bestand aus bis zu 19 Kindern. Die Erzieherin war allein und hat im Studium (!) gelernt, damit klarzukommen. Es wurde bis ins Detail bedacht, wie die Unterrichtseinheit abläuft.
Man arbeitete mit Wasserbechern, Flachpinseln und Näpfen, in denen eine Farbe eingegossen war. Ich hab es nie erlebt, dass viel Wasser verkippt wurde usw. Es wurden Begriffe geklärt (Hochformat, Querformat, Flachpinsel, Rundpinsel…). Die Grundfarben kannten fast alle aus der Krippe schon…
Dies nur als Beispiel, weil Sie es erwähnten.
Ist gegenwärtig alles nicht mehr möglich. Der Anspruch an die Kinder ist geringer. Mit welchem Pillepalle heute Bildungsarbeit passiert in sehr vielen Kitas, ist bedenklich. Die Kinder kommen in die Schule und können keine Schere richtig greifen, haben die Stifthaltung nicht gelehrt bekommen - und selten Tusche benutzt.

Was die Sache mit der Banane betrifft - auch die stimmt. Hab ich auch so erlebt. Das hatte zum Grund, weil es selten Bananen gab. Die anderen Kknder sollten nicht traurig sein, dass sie keine hatten.
Dass Ihre Mutter allerdings in den Kindergarten ”zitiert” wurde, klingt schon äußerst übertrieben. Da die Eltern ja ohnehin Ihr Kind täglich brachten und holten, sprach man nett und freundlich zu diesem Zeitpunkt mit ihnen. Das war auch kein Einzelfall.




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