Verregnetes Fest in London: »Hoffen auf einen modernen König«

Die Zuschauer in London sind regenfest in Feierlaune – und verknüpfen die Krönung von Charles mit einigen Hoffnungen. Beobachtungen von SPIEGEL-Reporterin Rachelle Pouplier an der Fanmeile.

           

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Traditionen waren oft ein Thema in den letzten Jahren. Wer sich als Verteidiger unserer europäischen Traditionen sieht, müsste eigentlich für den Erhalt der Monarchien sein. Denn das ist nun mal Tradition, für Großbritannien im Speziellen und für Europa im Allgemeinen. Es hat außerdem etwas Identitätsstiftendes. So etwas gibt es in dieser Form außerhalb Europas nirgends. Man muss die Personen, die dahinterstehen, nicht mögen, kann die Monarchie als Institution aber trotzdem erhaltenswert finden. Etwas abzuschaffen, ist oft leicht. Man sollte aber gut darüber nachdenken, denn hier handelt es sich um etwas, das, einmal abgeschafft, nie mehr wieder kommen wird. Wenn die Menschen dreißig Jahre später feststellen werden, dass es doch ganz schön war, ist es zu spät. Dann wird kein neuer König mehr ausgerufen. Das Kostenargument hinkt meiner Meinung nach auch. Wer keinen König mehr will, müsste konsequenterweise auch den Abriss aller historischen Gebäude fordern, inklusive aller Schlösser. Denn die kosten alle Geld. Man sollte aber nicht vergessen, dass gerade das Historische in Europa ein touristischer Magnet ist. Die Wirtschaft profitiert also direkt. Selbst wenn unterm Strich roten Zahlen bleiben, sollte man sich zumindest fragen: Was sind uns unsere Traditionen wert?




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