Solingen 30 Jahre nach dem Brandanschlag: Hier geboren, hier verbrannt

Vor 30 Jahren starben fünf Menschen, weil Rechtsextreme ihr Haus anzündeten. Die Täter sind heute frei, die Familie lebt immer noch in Solingen. Regisseur Bassam Ghazi kämpft mit einem Theaterstück gegen das Vergessen.

           

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Litti Gonring Na ja, es ist nun mal so: wenn man so etwas sagt, ist man eben nun mal rechts, weil man damit erstens geschehene Morde relativiert und in Bezug zu einer Politik setzt, bei der man einen deutlich erkennbaren völkischen Verschwörungsgedanken (Das bedrohte und verratene Volk) als bedrohlicher empfindet, als die Tatsache, dass da irgendwelche A.........geigen Frauen und Kinder absichtlich bei lebendigem Leib verbrannt haben nur weil sie deren Meinung nach nicht zum angeblich bedrohten und verratenem Volk gehört haben und trotzdem da waren. Und genau so war im Kern die Argumentation der Nazis, die ihre Gewalt gegen Juden auch immer aus einer angeblichen Opferrolle heraus als "Notwehr" legitimiert haben.


Litti Gonring »Ode an einen kleinen grünen Kittklumpen, den ich eines Sommermorgens in meiner Achselhöhle fand«
(Bis jetzt verschollenes Werk des Dichterfürsten Grunthos der Aufgeblasene)

Teil 1, oder wie der Dichter das Kleinod zu Tage förderte:
Jahreswaschung kochend heiß, schmierig, seimig, glatt von Schweiß,
tauch in den Badetrog ich ein, qualvoll grunzend unter Pein.
Nun noch etwas Badesalz, gut geranzelt Moschus-Schmalz,
Methanpatrone, blubbrig heiter, und ein Schuss vom Pflege-Eiter.
Rötig kräuselt grindig Haut, schälet ab sich knackend laut,
Unter Achselschmalz ich bohr-e. Ei, was kommt denn da hervor-e?
Grünlich speckig, leprös fleckig, liegt er da, der kleine Schatz
wie warmer, süßer Vogelschmatz.
Freudig heiße Euphorie durchströmet mich von Kopf bis Knie.
Ist es Zufall, ist es Glück? Verdiene ich dies selt’ne Stück?
Tief ergriffen in mir drin, guck ich auf das Kleinod hin.

Teil 2, oder: „Was ist es und wofür ist es gut?“
Während mir ein Wind entfleucht, denk’ versonnen ich: „Mich deucht,
Ich muss der Welt davon verkünden! Doch vorher muss ich noch ergründen.
Die Grundessenz von diesem Dinge, auf dass mein Lied gar wohl gelinge.“
Was bist du, sprich, oh Kleinod mein! Stinkst wie ein halb verfaultes Schwein.
Lässt kneten dich zu einem Balle, schmeichelweich und zäh wie Qualle.
Lässt dich spießen mit der Gabel, schmiegst perfekt dich in den Nabel.
Müffelnd, matschig, madenwimmlig, wurmig, wuslig, grünlich schimmlig.
Gar vielfach kann man dich benutzen, zum Nase-, Ohren-, Zähneputzen.
Wenn richtig ich in Form dich walz, saugst auf du all mein Ohrenschmalz.
Lässt dich kauen, lässt dich lutschen, kannst glibbrig durch die Nase flutschen.
Und wie ich so im Bade grübel, da kommt es mir, ach, mir wird übel,
zu guter Letzt doch in den Sinn, dass ich des Klumpen Mama bin.

Teil 3, oder wie der Dichter ob seiner Rührung knapp am Suizid vorbeischrammte:

Klümpchen mein, mein liebes Kind, entstiegen aus dem Achselgrind,
Wie konnte nur so blind ich sein, dass ich dies Wunder unschuld-rein
nicht seit dem magisch ersten Blicke mit meiner Zärtlichkeit beglücke?
Der Schmerz mit ich mich jetzt quäle steckt tiefst in meiner Dichterseele.
Sensibel wie ich eben bin, geb’ ich mich so der Trübsal hin,
dass das gequälte Haupt ich senke, auf dass ich mich im Bad ertränke.
Du, Klümpchen, ja, du kommst mit mir, damit ich dich nie mehr verlier.
Voll Liebe aus dem Herzensgrunde, begrab’ ich dich in meinem Schlunde.

Nachtrag oder wie der Dichter überlebt hat und somit dieses Meisterwerk überhaupt schreiben konnte:
Seine Sklaven fanden Grunthos den Aufgeblasenen nackt und bewusstlos inmitten der Trümmer seiner explodierten Badewanne. Das grüne Kügelchen, so fanden die Ärzte später heraus, wirkte wie ein Katalysator auf den Darminhalt des Dichterfürsten. Grunthos selbst ist außer einer gründlichen (und unendlich erleichternden) Darmentleerung nichts passiert. Es kam zur spontanen Oxydation einer mächtige Flatusblase, die sich entzündete, während sie die Reste des Enddarms durchstieß. Das Ergebnis war im wahrsten Sinne des Wortes „atemberaubend“, und dasselbe Attribut muss man auch dem Gedicht des Fürsten zugestehen, welches immerhin heute noch als das zweitschlechteste im bekannten Universum gilt.
Der kleine, grüne Kittklumpen wurde leider nie mehr gefunden. Doch immerhin wurde er literarisch unsterblich. Das ist doch viel mehr, als den meisten von uns vergönnt ist, nicht wahr?




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