13 Bemerkungen

Ich gehe davon aus, dass wir zukünftig immer öfter den Gender-Doppelpunkt lesen werden. Ich persönlich spreche schon seit 1-2 Jahren mit dem kurzen Pausieren vor dem "innen" oder sage nur die weibliche Form. Allemal besser und kürzer als "Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger".
Beim Spiegel finde ich gut, dass z. B. bei Berufsbezeichnungen die weibliche und männliche Form abwechselnd verwendet wird: Pfleger, Ärztinnen, Verkäufer, Ingenieurinnen. Beim Lesen wird man sich bewusst, dass jeweils das andere Geschlecht mitgemeint ist.
Die deutsche Sprache wandelt sich doch ständig.
Viel schlimmer finde ich falsch verstandene Anglizismen und Übernahmen wie "Sinn machen", "Public Viewing", und Wortverdrehungen wie "zeitgleich" anstelle von "gleichzeitig".


Link: http://www.vin3.org/index.php?c=article&cod=177590&lang=DE#vin3Comment-827052
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Bertolt Brecht soll mal gefordert haben, dass nur Menschen, die im Schulfach Deutsch die Schulnote Eins hatten, das substantivierte Gerundium verwenden sollten. Nun, so gut war ich nicht in Deutsch; außer in Diktaten. Ich verwende - gegen das Gebot von BB verstoßend - gern das substantivierte Gerundium. BB möge sich wegen mir nicht im Grab herumdrehen. Ist es doch eine elegante, respektvolle Form, die die Lesenden und Kommentierenden hoffentlich emotional gelassen lässt. #ichbinhier und warte mit meinem #honigtopf auf das, was so passiert. Achja: In der Priorität sehe ich Klimaschutz, BGE mit all seinen Folgewirkungen beim Schutz der Schwächeren nach einer Herdenimmunität durch Impfen weiter vorn. Dennoch können wir Sprache parallel angehen. Aber solange Beschimpfen und Bedrohungen im Netz straffrei bleiben, sähe ich dort Priorität. Jedenfalls vor KurzzeitFalschParker.

Link: http://www.vin3.org/index.php?c=article&cod=177590&lang=DE#vin3Comment-827050
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Ein Verbot ist eigentlich nicht nötig und wäre das denkbar schlechteste Mittel. Das Problem ist nicht das Gendersternchen an sich, sondern, dass die sprachlichen Problematiken nicht sachlich und reflektiert werden und das Sternchen unsinnig genutzt wird. Das wird auch am oft falschen Gebrauch des Sternchens in Medien deutlich. Hier bräuchte es dringend Nachhilfe. Außer in Fachkreisen liest man z.B. nichts zum Problem der Personenreferenz. Auf zdf-heute konnte man kürzlich sinngemäß lesen "Drei Verfassungsrechtler*innen streiten über Corona-Maßnahmen". Hier wird das Sternchen in spezifischer Referenz, also auf drei konkrete Personen bezogen. Das ist ein Prädikationsakt, der den Person neben ihrer Funktion die Eigenschaft männlich, weiblich oder nicht-binär zuweist. Mit anderen Worten, der Satz sagt aus, dass sich unter diesen Personen mindestens eine nicht-binäre Person befindet. Mal abgesehen davon, dass die geschlechtliche Referenz letztlich ins Leere läuft, weil sie keiner Person klar zuzuordnen ist, wäre die Aussage nur wahr, wenn es sich tatsächlich so verhält. Andernfalls ist es nicht mehr als reine Mutmaßung.
Die Option, dass es nur die Möglichkeit offen halten soll, dass sich auch nicht-binäre Personen in der Gruppe befinden, scheidet aus, sonst müsste man auch im Singular ständig das Sternchen verwenden (Bundeskanzler*in oder Bundeskanzlerin* Merkel), was aus guten Gründen nicht getan wird.
Genau genommen kann das Sternchen nur in Bezug auf größere, nicht-spezifische Gruppen sicher verwendet werden: Alle Bürger*innen haben Grundrechte / Alle Pilot*innen müssen schwindelfrei sein. Im Singular kann es nur zur korrekten Bezeichnung von tatsächlich nicht-binären Menschen verwendet werden ("Peter ist Maler*in") oder bei der Selbstbezeichnung (Ich bin Maler*in).
Gleiches gilt natürlich auch für den Doppelpunkt.
So gut der Sinn hinter dem Sternchen auch ist, so muss man die Probleme auch anerkennen, daher finde ich die Haltung der GfdS für nachvollziehbar. In die gleiche Richtung zielt auch der Bericht des Rechtschreibrats:
https://www.rechtschreibr...vom-26-03-2021/

Link: http://www.vin3.org/index.php?c=article&cod=177590&lang=DE#vin3Comment-827061
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